Hortensien und Granitmauern...

... im Herzen der Bretagne
 
 
Blütenpracht in zartem Blau

Das milde Klima des Golfstroms lässt in der Bretagne Hortensien unwahrscheinlich üppig gedeihen. So prägen sie das Bild der Bretagne und unterstreichen den Charakter dieser wunderschönen Landschaft.

Am liebsten mag ich es, wenn sie entlang der Granitmauern von alten Kirchen wachsen und noch dazu blau sind. Nein, es ist mehr als nur einfach blau, es ist ein ganz besonderes Blau: ein lichtes, helles Blau, das Meer und Himmel widerzuspiegeln scheint, und in dessen Zartheit man am liebsten eintauchen möchte.

An einem wunderschönen Herbsttag mit typisch bretonischen Schäfchenwolkenhimmel hat es Sabine (ihr kennt sie ja schon aus meinen anderen Erzählungen und meinem Bericht über ferienhaus29) und mich unser Weg etwas ins Landesinnere geführt – zu der Chapelle Saint-Germain in Plogastel-Saint-Germain im Finistère.

Hier im Inneren des Landes ist es oft ziemlich einsam – wir fahren durch dichte Wälder und mir fallen unzählige Legenden ein. Man glaubt gar nicht, dass der Atlantik eigentlich doch noch so nah ist, mein an das Meeresrauschen gewöhntes Ohr ist erstaunt, ob der Stille und der Einsamkeit.

 

 

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Chapelle Saint-Germain und die Hortensien

Irgendwann erreichen wir Plogastell-Saint-Germain.Der Name hat seinen Ursprung Bretonischen: ploe , was paroisse, dt. (Pfarr)Gemeinde heißt und gastel,  Burg und Saint Germain.

Jetzt weiß ich auch, warum Sabine diesen Weg gewählt hatte. Wir erreichen eine prächtige gotische Kapelle aus dem sechzehnten Jahrhundert, die seinerzeit der Stolz des ganzen Dorfes war, die Chapelle Saint-Germain. Die rechteckige Kapelle spiegelt den Ehrgeiz seiner Gründer wider und wurde Ende des fünfzehnten Jahrhunderts oder Anfang des sechzehnten Jahrhunderts erbaut.

Ein wunderschönes Licht empfängt uns. Der Ort ist verlassen, viele alte bretonische Häuser verfallen, die Chapelle jedoch in ungewöhnlich guten Zustand und gut gepflegt. Das gesamte Gemäuer ist eingesäumt mit Hortensien, zartblauen Hortensien, die gerade jetzt blühen und eben diesen wunderschönen Kontrast von blauen Hortensienblüten und grauen Granitmauern bilden.

Update: Leider gibt es diese wunderbaren Hortensien nicht mehr, seid also bitte nicht enttäuscht, wenn ihr dorthin kommt.

Wer auf diese traurige Idee gekommen ist? Keine Ahnung.

Ich selbst war schon eine Weile nicht mehr dort, hoffe aber, dass sie irgendwann neu gepflanzt wurden – es bleibt also im Moment leider keine andere Möglichkeit, als sich an den vergangenen Aufnahmen zu erfreuen und auf neue, schnellwachsende Hortensien zu hoffen…

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Ein wahrhaft mystischer Ort…

Es ist still und ich höre lediglich das Zwitschern einiger Vögel. Irgendwie habe ich das Gefühl, in der Zeit zurückzureisen – auf der hinteren Wiese fanden nach bretonischen Brauch in den vorangegangenen Jahrhunderten Märkte statt und ich habe den Eindruck, ich würde Stimmen hören, Gerüche wahrnehmen, in ein längst vergangenes Markttreiben eintauchen, ein ständiges Kommen und Gehen, Lachen, Tänze, Gesang.

Ein wahrhaft mystischer Ort, der mich in seinen Bann zieht und von dem ich weiß, dass ich mich noch oft und gerne an ihn erinnern werde. Zum Glück auch ein Ort fernab von allem touristischem Treiben, so dass man seine Wirkung voll und ganz und ohne Störung in sich einsaugen kann.

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Die stibitzte Hortensieblüte…

Ganz leise habe ich meine Fotos gemacht und immer wieder innegehalten. Den Alltag und alles um mich herum habe ich dabei vergessen und nur auf die Stimmen der Vergangenheit gehört.

Der Weg zurück auf die sonnendurchflutete Straße war ein Zurückkehren in eine ganz andere Welt.

Auf dem Rückweg haben wir noch einen wunderschönen Hortensienballen stibitzt, den ich mit nach Hause genommen und getrocknet habe. Jetzt steht er in einer alten Gießkanne in meiner Wohnung und erinnert mich an einen wunderbaren Tag im Finistère und natürlich erinnert er mich auch immer an meine liebe Freundin Sabine, die mich auf diesem Ausflug begleitet hat und mir viele, viele Geschichten über unsere Bretagne erzählt  und jede Menge wunderschöne Orte gezeigt hat.

Das Foto von der zartblauen Hortensie ist seitdem für uns beide ein Symbol geworden…

 In diesem Sinne:

Kenavo ar wechall und bis bald

Gudrun