Saint Guénolé ...

... mein Herzensplatz und Lieblingsort in der Bretagne

Les Rochers de St. Guénolé  – mein Platz am Ende der Welt…

Welche landschaftliche Überraschung dieses Saint Guénolé – liebevoll auch Saint Gué genannt – und besonders seine weltberühmten Rochers de Saint Guénolé! Man muss einfach von diesem kleinen Stück wilder Küste am Ende der Welt verzaubert sein.

Ich bin es – und das schon seit vielen Jahren und meine Liebe zu diesem Küstenstreifen ist immer noch genauso groß, wie zu Beginn…

Saint Guénolé liegt im Finistère, sprich am Ende der Welt – wie es zumindestens die Römer dachten – oder im Bretonischen Penn ar Bed, Anfang oder auch Haupt der Welt. Gegensätzlicher könnten die Sichtweisen nun wirklich nicht sein.

Ich bevorzuge natürlich die bretonische Sichtweise, denn hier hat meine Liebe zur Bretagne ihren Anfang genommen.

Sei´s drum, heute muss ich einfach einmal über meinen Lieblingsort in der Bretagne schreiben – bzw. über meinen Lieblingsplatz in meinem Lieblingsort: Les Rochers de Saint Guénolé, also jene Felsen und Riffe, die die Küste vor Saint Guénolé prägen – und damit natürlich auch über den kleinen Ort Saint Gué selbst.

Von diesen Felsen gibt es übrigens so viele, dass eigentlich ein einziger Artikel nicht ausreicht. Alleine schon die Tatsache, dass viele von ihnen ihren eigenen Namen haben, ja so ist es tatsächlich, und dann noch jeder einzelne seine eigene Geschichte oder Legende sprengt einen Blogartikel, aber dazu ein anderes Mal…

 

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Wie alles seinen Anfang nahm… und ja, es gibt Liebe auf den ersten Blick!

Ich versetze mich zurück in das Jahr, als ich zum ersten Mal dort war – oh je, seitdem ist mittlerweile ein ganzes Jahrzehnt vergangen -, als ich also zum ersten Mal angekommen bin nach 1200 km Fahrt in Richtung Penn ar Bed.

Bei der Ankunft war es trüb – kein bretonischer Schäfchenwolkenhimmel, den ich so liebe, sondern grau und verhangen. Eigentlich kein guter Start, um sein Herz an einen bestimmten Ort zu verlieren, aber dennoch –  vor mir lag die Küste, schroff und felsig, rau und gefährlich, die Wellen kamen und gingen, suchten ihren Weg an den Felsen vorbei, die Luft roch nach Salz und Meer – es waren nur einige, wenige Schritte, aber sie reichten, um wirklich anzukommen, an diesem Ort anzukommen – es war als wäre ich schon immer hier gewesen.

Ich weiß bis heute nicht genau, was es genau gewesen war, die Faszination des Meeres, die Standhaftigkeit und Ruhe der Felsen, was mich so in Bann gezogen hat, ich weiß nur, dass ich immer wieder hierher zurückkehre und die Faszination, die die Rôchers de Saint Guénolé auf mich ausüben, sich für mich bis heute nicht gelegt hat.

Les Rochers de Saint Gué

Die Felsen von St. Guénolé sind berühmt für ihre Form, die unergründlichen Tiefen, die sie umschließen, die Farben in den Schluchten, die von hellem, klaren Blau bis zu durchdringenden, fast schon karibisch anmutendem Türkis reichen, die Wellen, die an ihnen Tag für Tag brechen, sie sind bekannt aufgrund der Gefahr, die von ihnen ausgeht, sie lehren die Fischer das Fürchten und sind Anziehungspunkt vieler Touristen insbesondere an stürmischen Tagen mit hohen Wellen.

Der Begriff Rochers de Saint- Guénolé bezieht sich auf den nördlichen Bereich des Hafens von St. Guénolé und umfasst alle Felsen , die zwischen dem Strand Joie und Pors Carn liegen.

Oft liest man auch von Rochers de la côte sauvage oder den Rochers fantastiques. So weit die Lagebeschreibung…

 

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Die Felsen von Saint Gué als Touristenattraktion

Mit dem Bau einer Eisenbahnlinie hat sich die Bedeutung der Felsen grundlegend verändert – waren sie vorher Gegenstand der Gefahr und auch des Aberglaubens bei den Fischern und Bewohnern, so kamen zu Beginn des 19. Jhd die ersten Touristenströme an die Spitze des Bigoudenlandes – ihre Ziele waren neben Penmarc’h mit seinem gewaltigen Leuchtturm, dem Phare d’ Eckkühl eben jene Felsen von Saint- Guénolé. Der touristische Höhepunkt – so ironisch das nun klingen mag, war der Tod der Familie des ehemaligen Präfekten des Finistère im Jahre 1870. Er verlieh den Felsen letztendlich eine traurige Berühmtheit.

Zahlreiche Schriftsteller haben die Anziehungskraft der Felsen in Worte gefasst, die riesigen Blöcke geschildert, die von der Flut über die Jahre hinweg zerkleinert, von den Wellen geformt wurden, das Meer, das mit der Flut durch die engen Gänge steigt und sich bei Ebbe mit einem dumpfen Brüllen zurückzieht, Tag für Tag – bis in alle Ewigkeit….

Die einst größtenteils „namenlosen“ Felsen wurden also zur Touristenattraktion und so wurden viele der Felsen „getauft“ , wobei tatsächlich anzunehmen ist, dass ein großer Teil der Namen von den ersten Touristen stammt.

Die bekanntesten unter ihnen sind wohl Les Oreilles de Lapin, le Moine, la Tortue, la Tête de cheval (ou Tête de veau), le Crapaud, le Rhinocéros,… – ganz anders übrigens die alten bretonischen Namen, aber auch davon werde ich euch ein anderes Mal erzählen.

Welle folgt auf Welle… 

Doch so attraktiv die Felsen auch für die Touristen sein mögen, so sehr sie einen in ihren Bann zu ziehen vermögen, so darf doch nicht vergessen werden, wie gefährlich sie letztendlich sind.

Welle folgt auf Welle, ohne jemals zur Ruhe zu kommen. Und wenn man oben auf dem Felsen des Präfekten steht, den bitteren Geschmack des Salzes auf der Zunge hat, den feinen Staub des Meeres – inmitten des ohrenbetäubenden Klangs der Wellenschläge des nie zur Ruhe kommenden Meeres,der Abgrund vor einem, den Blick auf das Kreuz gerichtet, dass zum Gedenken an die verunglückte Familie angebracht wurde, und dann über das Kreuz hinaus auf den weit entfernten Horizont, dann weiß man das hier nicht das Ende ist, nicht das Ende der Welt, sondern wirklich Penn ar Bed.

 

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Die Gedanken werden frei…

Man bleibt gebannt stehen, getrennt durch das vor langer Zeit aus Sicherheitsgründen angebrachte Geländer, das kein wirklicher Schutz ist, denn bei hohem Wellengang und mit steigender Flut leckt das Wasser am Eisen des Geländers, bedeckt es mit Schaum, schlägt weit darüber, doch man mag sich eigentlich nicht wegrühren – die Zeit rinnt dahin, so wie die Wassertropfen von den Felsen, ohne dass man es wahrnimmt. Wieviele Tragödien haben sich hier schon abgespielt?

Aber es gibt auch die ruhigen Tage, die Tage, an denen man fast vergisst, welche Kraft dieses Meer hat, Tage an denen die Felsen zur Ruhe kommen und die Luft unendlich klar ist – Tage mit bretonischem Schäfchenwolkenhimmel, an denen auch Mensch und Tier zur Ruhe kommen…

Ich habe das Meer fotografiert – blau und ruhig wie ein Laken – aber auch stürmisch und fordernd und ich liebe es in all seinen Variationen.

 

Saint Gué – vom Ankommen und Heimkommen

Dreht man sich um und wendet seinen Blick vom Meer ab, blickt man auf den verschlafenen Ort – naja, im Sommer ist es hier natürlich gar nicht verschlafen, aber ich liebe besonders die Zeiten nach den Touristenwellen… die einsamen Strandspaziergänge, die Ausflüge mit meiner Freundin Sabine, das Warten auf die Fischer am Meer…

Die Sonnenaufgänge, das Sitzen und Träumen auf den Felsen und natürlich, wie sollte es anders sein auch die vielen Stürme. Bei jeder neuen Anreise ist es wieder ein neues Bild, das sich mir bietet ….. – nein, langweilig wird es hier nie.

… und jedes Zurückkommen ist immer wieder eine neues Ankommen – und ein Heimkommen!

Kenavo ar wech all

 

Gudrun

 

 

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